Archiv für den Monat September 2000
Die Taube
Als ich neulich an meinem Lieblingsplatz, am Fenster, in meinemLieblingssessel, dem einen, saß, fiel eine höchstwahrscheinlich tote Taube vom Himmel. Ich sage höchstwahrscheinlich tot, weilsie eine für den Taubenflug ungewöhnliche Flugbahn,Eigenschaft und Landeweise aufwies, nämlich senkrecht inRichtung Erdmittelpunkt mit 9,81m/s², keine und eineunappetitliche.
„Sowas gibt einem zu denken“ dachte ich und daraufhin dachte ich.
Es gibt einen Film, in dem jemand gefragt wird: „haben sieschonmal Babytauben gesehen?“ „Nö“, könnteich tirilieren „aber haben sie schonmal eine Taube im Flugsterben sehen?“, da wäre der Penner aber baff, davon binich überzeugt.
Etwas tieferes fiel mir zunächst nicht ein. Erschreckend, oder ?
Na ja, aber wie sich der vertraute Leser denken kann war das nichtalles was ich bei mir dachte, ich hatte immerhin gerade ein doch sehrschönes Schauspiel der Vergänglichkeit erlebt, wenn es sichauch sehr plump ausnahm. Nicht so fein vielleicht wie diese Gedanken,etwa bei einem fallenden Regentropfen oder beim Betrachten einerBeileidskarte mit Dürerhänden und Friedhofstor im 99Pfennig- Shop zu hegen, aber eben doch auf seine Weise sehrbesinnlich.
Und wie ich da so dachte, keimte die Frage auf ob ich denn heuteschon Frieden mit mir geschlossen hätte (und das Süßkinddoch mal etwas mit einer Taube geschrieben…).
Frieden mit sich schließen sollte man jeden Tag, nicht nurweil man ja auch jederzeit das Zeitliche segnen könnte, sondernauch weil man sich dann mal ehrlich gegenüberstehen kann, dennmit dem Tod vor Augen kann man ruhig mal eine Pause von derSelbstbelügerei machen.
Hat man sich dann alle Schwächen aufgetan, kann man sie sichgroßmütig verzeihen und genauso weitermachen wie vorher,aber mit dem ruhigen Gewissen, im Gegensatz zu den Meisten wenigstenszu wissen, was man falsch macht.
Ich behaupte, das Menschen die dies nicht tun, mit der Zeitverlernen, die Wahrheit von der Lüge zu unterscheiden und dannständig auf Bap, PUR o.ä. Konzerte rennen müssen, umirgendwelche Schnulzweisheiten als ihr eigen zu adaptieren. Ruhefinden diese Leute erst, wenn sie den Status meiner Taube erreichthaben.
Aber ich höre auf zu Schelten, nicht jedem ist jenepastoralsgleiche Besinnlichkeit gegeben wie meinerwenigkeit und ja,es kann ja nicht jedem jeden Tag eine Taube begegnen, außer aufdem Teller, obwohl ich das nicht kann, Tauben essen, jetzt malehrlich , diese ekelhaften rattenähnlichen Viecher mit ihrenwiderlichen Fußgeschwüren, die vorher Fritten-Manni Pommesund Spucke gefressen haben essen? Kotz, würg! – Sind sieekelhaft!
Klar, es gibt schlimmeres, aber das ist schon hart an der oberenGrenze.
P.S. gibt es nicht auch irgendein Zeichen mit einer Taube undGestrüpp…