Zweckverband gegen Kundenservice im US-amerikanischen Stil in deutschenEinzelhandelsgeschäften und Supermärkten
Ein schöner Name für ein geradezu notwendiges Projekt. Viele von diesen rotznasigen Newwave-Managern, die sich gestern noch an ihren Unis auf Feten der BWL-Fachschaft unter den Tisch gesoffen haben, sind nun unter selbigem hervorgekrochen und verseuchen jetzt die Chefetagen größerer Handelsketten.
Leider haben diese ekligen Lakerln in ihrer Studienzeit nicht nur ununterbrochen gesoffen, sondern auch mal von jemandem erzählt bekommen, dass man als Geschäftsmann viel mehr Toaster, Frühstücksflocken und Ladyshaver verkaufen kann, wenn man nicht ständig seine Kunden anpöbelt. Schade. Diese unselige und unsinnige Auffassung kommt natürlich mal wieder aus dem Land der unergänzten Möglichkeiten, den Vereinigten Staaten. Nun scheint das da auch ganz gut zu funktionieren. Nochmal schade, denn alles, was die Amis sich abstrampelnd versuchen, um sich ihren way-of-life zu realisieren, müssen die blöden Europäer ja auch machen (besonders die ganz blöden Deutschen).
Wer’s nicht glauben will, bitteschön, einige Beispiele:
- Eurodisneyland
- Kosovo-Krieg
- Glücksrad
Ich hoffe, das war überzeugend.
Jetzt kommt aber auch noch mit der allerschlimmste Trend über den großen Ozean gehüpft. Fast so schleichend wie ein Ebolavirus in einem Urlaubsflieger aus einem Dritteweltstaat. Der Kundenservice! Das mag sich im Auge des geneigten Betrachters noch gar nicht all zu grausam anhören.
Ist es aber.
Hier also die Gründe, die gegen den Kundenservice im US-amerikanischen Stil sprechen (die Statuten dieses kleinen Zweckverbandes sozusagen):
- Armes Personal! Morgens nicht mehr Kaffeetrinken und über Kollegen oder Azubis lästern, sondern alle zusammen (Chefetage ausgeschlossen) lauthals den Namen der Firma brüllen oder „Der Kunde ist König“ singen, oder vergleichbares. Das nennt man dann Mitarbeitermotivation. Ich nenne das einen Kündigungsgrund oder Mobbing.
- Armer Kunde! Man wird nicht mehr in Ruhe einkaufen können. Ständig steht ein Verkäufer neben einem und will einen beraten. Aber, möchten Sie beraten werden? Ich nicht! Entweder kauft man doch Kleckerkram (häufig), oder mal was Teures (selten). Im ersten Fall ist das Beraten eher albern. „Oh, dieser Joghurt passt besonders gut zu ihrem Teint“, oder was? Im zweiten Fall geh ich nicht in den Laden, um sofort zu kaufen, sondern um mir das Teure (Fernseher, Radio, Diamantschmuck, Jacht) erst mal richtig anzusehen, abzuwägen, ob ich das wirklich brauch und dann mit dem Preis im Kopf den Laden wieder zu verlassen, um zu sehn, ob ich das irgendwo vielleicht billiger kaufen kann.
- Ansprechbar müssen Verkäufer für mich auch nicht sein, da ich sie nicht anspreche. Verkäufer können keine Berater sein, da sie nicht objektiv sind.
Natürlich wollen sie einem genau das aufschwatzen, wofür sie irgendeine Prämie bekommen, oder was schon zig Monate im Lager vergammelt, weil es einfach scheiße ist. über die Sachen, die man kauft informieren, muss man sich schon alleine, da führt kein Weg dran vorbei.
- Ich will auch nicht, dass mir jemand meine Sachen im Supermarkt in die Tütepackt. Ich lass mir nicht von Fremden an die Tüte packen. Wahrscheinlich packt der Trottel die Joghurts nach ganz unten, dass sie von den Konserven zerdrückt werden.
- Zufriedenes Personal, was soll das? Ich weiß nicht, ob das jetzt schon menschenverachtend ist, aber ich geh‘ manchmal einkaufen, obwohl ich gar nichts brauche. Is doch schön, wenn man bei Aldi an der Kasse mit einem Brühwürfel steht nur, um sich denken zu können: „Mann, hat die Kassiererin einenScheißjob, Dir geht’s dagegen noch richtig gut!“ Haben Sie das noch nie gedacht? Probieren Sie’s aus, solange Kassiererinnen noch nicht ein Dauergrinsen im Gesicht haben!
Ich hoffe, ich habe damit ausreichend gezeigt, das so etwas wie Kundenservice vielleicht zum kontaktfreudigen, geldumsichwerfenden, spontankaufenden US-Amerikaner passt, aber nicht zum miesmuffeligen, besserwissenden Spießerdeutschen. Das das mal klar ist. Hinfort, ihr amerikanischen Einkaufsverhältnisse. In Europa gibt es noch den Homo Oeconomicus, der noch nicht ganz von der Dauerberieselung Werbung verblendet und weichgekocht ist. Hier darf man noch selbst entscheiden, was man kaufen will. (Achtung: Letzter Satz gilt für Menschen, die ihre Jugend in den 90er Jahren verbracht haben nur bedingt.)
Aus der Regionalredaktion Trier ein Kommentar von Kai Kugler.