Zahlen sind nach dem Menschen
wohl das grösste Mysterium der Welt. Der grösste Schock, um bei den
Superlativen zu bleiben, für einen Herrn im Vorruhestand war wohl die insgesamt
drastische Benzinpreiserhöhung Anfang 2000.
Dieser Herr war in einer
TV-Umfrage nach seiner Meinung gefragt worden und er hat sich mit dem Satz
„Mich trifft es besonders hart – ich habe einen 70l Tank.“ in meiner
Erinnerung verewigt.
Warscheinlich
für immer.
Dabei müsste man in den
Industriestaaten doch von einer durchgängig wenigstens ausreichenden
mathematischen Vorbildung ausgehen können.
Man kann nicht.
Offener Brief für den unbekannten
Herrn im Vorruhestand
Sehr geehrter Herr,
um es direkt zu sagen: Ihr
Tankinhalt hat nichts mit dem Benzinpreis zu tun. Der Tankinhalt wird natürlich
immer 70l betragen, wenn er vorher bereits dieses Raumvolumen zur
Verfügung gestellt hat. Eine Erhöhung
des Preises hat darauf keinen Einfluss. Weiterhin wird Ihr Auto bei vorgegebenen
Einflussfaktoren auch nicht mehr verbrauchen, weil sich der Benzinpreis erhöht
hat. Was sich ändert, wie sie vielleicht schon bemerkt haben, ist der Preis für
eine Tankfüllung. Dieser Änderung liegt eine mathematische Formel zugrunde:
Preis pro Liter Benzin * Tankinhalt in
Litern = Preis pro Tankfüllung
Nun ist es aber nicht so, dass es
Sie hart trifft. Es trifft Sie genau gleich hart wie andere Personen, die Benzin
käuflich erwerben. Die Korelation, die Sie zwischen Tankinhalt und Benzinpreis
zu finden glauben, existiert indess, wie eingangs erwähnt, nicht. Nehmen wir
einmal modellhaft an, Ihr Tankinhalt wäre geringer – beispielsweise 34 Liter.
Das hätte keinerlei Auswirkungen auf den Benzinpreis, da dieser ja gegeben ist,
und auch keine Auswirkungen auf den Verbrauch, den wir ebenfalls als gegeben
ansehen wollen. Das Einzige, was sich änderte, wäre der Preis einer Tankfüllung.
Dieses können Sie anhand oben angegebener Formel leicht nachrechnen.
Da Sie nun mit einem niedrigeren
Tankvolumen über eine direkt proportional geringere Reichweite verfügen, tanken
Sie folgerichtig häufiger als vorher, so daß sich zwar die Endbeträge
verringern ließen, gleichzeitig aber dann die Anzahl der Tankfüllungen in
gleichem Maß zunimmt und diese Ersparnis vollkommen aufbraucht. Über einen
längeren Zeitraum betrachtet äußert sich ein größeres Tankvolumen, bei
fixem Benzinverbrauch des Fahrzeugs, darin, dass sich nicht nur die Reichweite
erhöht, sondern sich bei entsprechend umsichtigem Konsumverhalten auch zu
günstigen Zeitpunkten nachtanken ließe. Dieses ist bei geringeren Volumen des
Kraftstoffbehälters schwieriger zu optimieren. Daher ist das von Ihnen durch „besonders“
gesteigerte Adjektiv hart hinreichend falsch, denn Sie können durch das
grössere Tankvolumen die Marktlage besser nutzen als dieses bei Fahrern von Fahrzeugen
mit geringerem Tankinhalt der Fall ist.
Nach dieser, zugegebenermassen,
belehrenden Erklärung etwas Konstruktives:
Denken
Sie mal über Aluminiumfahrräder nach…