Wie zwei Chronisten den Krieg gegen die Messer beäugten
De Bello Saxonico – „Vom Sachsenkriege“ heißt das Machwerk des
mittelalterlichen Chronisten Bruno de Merseburgensis. Dieser Bruno, aus Merseburg
stammend, beschrieb den Feldzug des Salier-Kaisers Heinrich IV. gegen die Messer.
Denn die alten Germanen nannten ihre Messer und Schwerter „Saxn“ oder „Sachgen“.
Jedenfalls nannte man dann später auch die Sachsen, die ein (oho!)
kriegslüsterndes Völkchen gewesen waren, die Messer, also eben die Sachsen, zu deutsch
so viel wie die Messer´s Leute oder: die Jungs mit den Messern.
Bert Brecht
schrieb später ein Lied zusammen mit Hans Eissler, es heißt: Mack the knive,
der Sachse mit der Macke oder auch: Mackie Messer (Dreigroschenoper, 1928),
nicht zu verwechseln mit Mecky Spaghetti, der Held einer biegsamen
Yps-Heft-Schallplatte, dessen Leibgericht „lange, dünne Nudeln mit Tomatensoße“ waren!
„An nem schönen blauen Morgen liegt ein toter Mensch am Strand
und um die
Ecke geht ein Fremder, als Macky Messer wohlbekannt.“
So oder ähnlich heißt es
in der Brecht´schen Weise.
Na jedenfalls begehrten die Messersachsen gegen
ihren Kaiser und der musste dann gegen sie kämpfen. Das war zwischen 1073 und
1080, ungefähr. Dieser Heinrich wurde auch durch den Bußgang nach Canossa im
Januar 1077 bekannt, aber das gehört nicht hierher.
Nicht nur Bruno, der
kleine drollige Mönch aus Merseburg beschrieb die Heldentaten seines angebeteten
Kaiserburschen sondern auch noch Prinz Poppo von Mainfranken, ein Notar, der
einen solch bescheuerten Namen besitzt, dass selbst der Pubertät längst schon
entwachsene Historiker große Mühe damit haben, ihren Stuhldrang vor lauter
Lachen nicht völlig hemmungslos in ihre Grob-Cord-Buntfaltenhose zu entlassen.
Und wer glaubt, ich hätte diese Namen erfunden, der sei bitterst gerügt von
mir und schäme sich ob einer solchen Dreistheit, mich der historischen
Unwahrheit zu beschuldigen. Man kann alles nachlesen.
Poppo und Bruno ritten auf ihren Mauleseln immer hinter Heinrich her und
schrieben alles auf, was sich ihren Äuglein bot. Die Messer wurden immer wieder
geschlagen aber nie besiegt, bis Heinrich schließlich ihren Anführer
Messer-Jockel (wer könnte sich nicht an Messer-Jockel und Blutswendte erinnern, die
beiden hässlichen Sachsenanführer aus dem schwedischen Kinderbuch „Poppo
Langstrumpf“ von Astrid Lindgren?) gefangen nahm, ihm die rechte Hand abhieb und
so das Messervölkchen zur Ruhe brachte.
Hätte der Salier nur gewusst, was er damals anrichtete! Heute sind die
Sachsen weder aufmüpfig noch aggressiv. Sie lümmeln sich in millionenschwerer
Heerschar vor dem Fernseher als Arbeitslose und Wiedervereinigungsbetrogene und
kratzen sich durch ihre Fliegerseiden-Jogginghose am Sack, manchmal rufen sie
„Da kommt er!“ und sitzen dabei vor einer roten Plastik-Windmühle. Dann kommt
Bruno auf einem Maulesel und bringt Rügenwälder Teewürste mit, welche dann
von den arbeitslosen Sachsen mit frischem Brot und Radebeuler Pilsener
verspeist werden. Eine wahre Schande ist das!