- Draußen ist es eh noch dunkel
- Draußen ist es kalt
- Man legt sich abends ja doch wieder rein
- Man könnte was verpassen
- Man könnte womöglich mit dem linken Fuß aufstehen
- Man könnte womoglich mit irgendeinem Fuß in den Mülleimer treten oder ausrutschen
- Wenn man in Betracht zieht, daß man vom Staat evtl. Videoüberwacht wird, würde man denen ganz schon die Tour vermasseln, indem man nicht aufsteht!
- Solange man im Bett bleibt, ist die Gefahr relativ gering, daß einem einer dieser bekannten Haushaltsunfälle passiert
- Wer nicht arbeitet, macht auch keine Fehler
- Der „Im-Bett-bleib-Jieper“
Archiv für den Monat November 2001
Winter und Wattestäbchen
Die Wege aus der Atemnot sind mitunter verschlungen. So muß ich mir
neuerdings Wattestäbchen, die mit einer säuregleichen Tinktur versehen sind, bis zum
Anschlag in die Nase stecken.
Danach muß ich mir 15 min lang das Gesicht verbrühen.
Das alles weil mir mal ein Zwerg meine Nase brach.
Dummdidumdidum…..
Ok, ok, nicht weiter betteln, „warum“ fragt sich der urst Neugierige.
Erstens habe ich einen ehrgeizigen HNO Arzt, der wahrscheinlich sehr viel
Humor hat, denn es sieht nicht wenig unelegant aus, am Küchentisch mit
Säurestäbchen in beiden Nasenlöchern zu sitzten und leidend dreinzuschauen. Aufgrund
der Zwergengeschichte kann ich zudem das eine Stäbchen bis in mein Großhirn
schieben und das andere nur bis zur Nasenwurzel (sieht laut Silke super aus).
Zweitens darf ich mein Gesicht zwecks innerer Reinigung über kochendes Wasser
halten (Vielleicht irgendwas Brahmanisches).
Dann mußte ich auch noch zur Computertomographie, das ist, wenn man
entwürdigend, grotesk liegend, auf einer Bahre in eine Röhre (nicht Ofen) geschoben
wird (vielleicht irgendein Fruchtbarkeitsritual).
<p<
Ich darf noch nicht einmal ein Taschentuch benutzen, sondern muß meine Nase
wie ein Höhlenmensch hochziehen, was mich nicht beliebter bei den High-
Society Schlampen macht ("voll der Schwein, ey").
Das alles wegen eines brutalen Karatezwerges der mir vor acht Jahren mal die
Nase brach.
Aber wer kann schon von sich behaupten: „Brutaler Karatezwerg schlug mir die
Nasenscheidewand krumm“ oder als Society-Schlampenversion: „Der hat mich
voll Tomograph gemacht“?!
Eben.
Wie man sich anzieht
- Man achte darauf, dass man die Unterwäsche stets als erstes, Schuhwerk und Hut dagegen als Letztes anlegt.
- Ob man zuerst das Oberhemd oder Hose bzw. Rock anzieht, sei den individuellen Vorlieben eines jeden Einzelnen überlassen.
- Will man ein Kleid tragen, erübrigt sich 2.
- Achten Sie darauf, die korrekte Anzahl Knöpfe, Häkchen oder Reißverschlüsse zu schließen und entgehen Sie dadurch peinlichen Situationen.
- Reißverschlüsse schließen in der Regel von unten nach oben!
- Je nach Temperatur und Witterung empfiehlt es sich, Jacke, Mantel, Blouson o.ä. über die Oberbekleidung zu streifen.
- Vorsicht: Nicht jede Kleidung passt zu jedem Anlass!
Demnächst lernen wir, wie man sich wieder auszieht.
Uriellas Sorgenfalten
Nachdem die Herren aus Berlin und Trier bereits erschöpfend ihre Sicht der politischen Weltlage dargelegt haben, möchte ich das Thema etwas anders aufziehen: Am Tag nach dem 11. September, also dem 12. September, lief mir in der Freiburger Innenstadt doch tatsächlich Uriella über den Weg. Das ist die Frau, die mit bürgerlichem Namen Erika Bertschinger heißt, daran glaubt, dass irgendwann in naher Zukunft fliegende Untertassen das Ende der Welt besiegeln werden und sich mit ihrer Sekte, der „Weißen Bruderschaft“, in einem kleinen Schwarzwalddorf verschanzt hat. Denn das Ende der Welt ist laut Bertschinger schon lange nahe, und man muss sich ja in Ruhe darauf vorbereiten. Wo ginge das besser als in einem Schwarzwalddorf?
Uriella lief mir also in der Innenstadt über den Weg, wie immer in einem weißen Brautkleid, neben sich ihren Gatten Ricordo, ebenfalls ganz in Weiß, allerdings in der Wahl der Schuhe nicht ganz so konsequent. Denn die waren eher beige als weiß und ähnelten somit wahlweise ausgelatschten Ärztetretern oder dem Schuhwerk, das alte Menschen gerne kaufen. Ein seltsames Paar: Sie sehr klein und faltig, was auch die Schminke und die schwarzgefärbten Haare nicht verdecken konnten, er an die zwei Meter groß und fast wie ein Krankenpfleger wirkend – nicht nur wegen der Schuhe.
Beide liefen untergehakt an mir vorbei, wahrscheinlich unterwegs zu irgendeiner Lesung oder Segnung. Denn Uriella sieht sich als fleischgewordenes Sprachrohr von Jesus Christus, nimmt in ihren Predigten auch die Christus-Rolle offensiv ein. Da verurteilt sie – bzw. er – dann so perverse und ekelige Sachen wie Homosexualität und Verhütung, spricht sich im gleichen Atemzug aber gegen die Todesstrafe und Rachedenken aus.
Nebenbei ist Uriella nicht nur das Sprachrohr von Jesus Christus, sondern auch Wunderheilerin und vertickt in ihren Gottesdiensten diverse selbstgebraute Wässerchen und Tinkturen gegen alle Gebrechen, inklusive Aids und Krebs. Bekannt ist vor allem das Bild, auf dem sie im weißen Brautkleid vor einer vollen Badewanne hockt und das Wasser mit einem Silberlöffel gegen den Uhrzeigersinn quirlt – das somit nach ihrer Weltsicht geheiligte Wasser ist in Flaschen abgefüllt einer der Verkaufsschlager der Dame.
Was muss ein Mensch mit solch einer extremen Persönlichkeitsspaltung wohl denken, wenn er die Bilder des einstürzenden World Trade Centers sieht, habe ich mir gedacht. Uriellas Blick wirkte angespannt und genervt, was auch an ihren Falten gelegen haben könnte und den nuttig zugetünchten Augen. Gatte Ricordo zog sie schnell um die nächste Ecke, weg von den Gaffern, Neidern und Ungläubigen.
Denn noch nie waren die fliegenden Untertassen so nahe wie gerade am 12. September.