07/12/01, 21 Uhr, auf dem Weg von Freiburg nach Berlin. Seit sieben Stunden sitze ich hinterm Lenkrad und bin heilfroh, dass ich jetzt wenigstens den Freistaat Bayern hinter mir gelassen habe. Die Stunde Stau bei Bayreuth ging schon ziemlich an die Substanz, der Rastplatz, an dem ich nun in der tiefsten thüringerischen Pampas Halt mache, verdient nur das Attribut trés urban: Natürlich heißt der Pächter „Elf“, natürlich liegen an der Kasse Münzen (feinste Prägung, polierte Platte) versehen mit Szenen weiblicher Offenheit (Pornobildchen) unter dem Zahlteller aus. Der Verkäufer hat sich seit Tagen nicht seine Lockenpracht gewaschen, grinst schmierig und versucht unauffällig die neueste Ausgabe von „Partnertausch“ unter dem Ladentisch verschwinden zu lassen. Die Hauptstadt ist ganz, ganz nahe.
07/12/01, 9 Uhr. Ich wache auf und resümiere über den vergangenen Tag. Ich bin wieder prächtig mit meiner eigenen Faulheit durchgekommen und habe sogar was von der Nikolaus gekriegt. Nun liege ich hier und knacke mit meinem neuen Knackkrokodil, während ich Silke beim Schaukeln zugucke. Ich habe ihr nämlich eine Schaukel geschenkt. Aufgrund der prädestinierten Lage dieser ist es möglich, in das Arbeitszimmer hineinzuschaukeln, dann kurz im Wohnzimmer zu grüßen, und schließlich aus dem Küchenfenster zu schauen. Unsere Nachbarn müssen uns für wahnsinnig halten, wie wir dort von einem Fenster zum anderen schwingen.
07/12/01, 1Uhr. Berlin, Lokalredaktion. Es ist ein wahrhaft historischer Augenblick, zwei Redaktionen treffen sich um zu vollbringen was noch keiner vollbrachte, einen Adventsmarathon der seines gleichen sucht.
Fünf Tage, zwei Redakteure, zehn Stunden und eiserne Willen unter der Bankerslamp.