Wir haben uns gepackt, sind diesem Dasein auf den Wiesen der Eitelkeiten entronnen.
Die Lokalredaktion Berlin ist nur noch Wochentags zu Besuch, bezeichnenderweise in der Nähe des Zoos.
Seit meinem letzten Gruß hat sich meine Welt weiter gedreht, meiner multiplen Persönlichkeit stehen jetzt noch eine Beraterin und zwei Weise zur Seite und erklären, was wir nicht verstehen können.
Doch der geneigte Leser darf fragen, von welcher subjektiven Position er nun über das wahre Wesen des Lebens aufgeklärt werden wird. Und ich nehme stark an, das er etwas aus der Fassung geraten wird, das mein Zentrum der Welt jetzt im Brandenburgischen liegt.
„Von Berlin nach Dunkeldeutschland!“ höre ich ohnmachtsnahe Unglaubensseufzer, „vom Zentrum in die Zone“ manchen Schmähruf.
Da lächle ich milde und rücke meinen guten Onkel Sessel etwas näher an das Feuer. Drei Jahre habt Ihr keinen Blick mehr in die Flammen meiner Erkenntnisse werfen dürfen, um Euch ein bisschen von dem Flackern unterhalten zu lassen. Ein wenig Zorn Eurerseits sei da angebracht.
Warum nicht mehr Berlin?
Ersten die Weisen, für sie ist Berlin nichts. Weise Menschen sind klein und Berlin ist groß, Ihre Gedanken verlieren sich im Lärm. Zweitens, Berlin ist ein „ich“, vier Millionen Personen die alle „ich“ schreien und sich in einer Kakophonie der Selbstbehauptung verlieren.
Drittens und viertens ein ungelöstes Tomatenmarkproblem.
Warum Brandenburg?
Erstens, die Weisen haben hier viel Himmel über dem Kopf um sich frei zu entfalten. Zweitens Brandenburg ist leise und bescheiden, es ist arm und wenig sexy aber höflich und solidarisch.
Es gibt eine erstaunliche Anzahl gerader klarer Menschen ohne jede egozentrische Neigung. Dummheit, Fehlgeleitetheit und Frechheit sind natürlich auch hier das Wesensmerkmal vieler bedauernswerter Individuen und Rudel und die Armut macht das nicht besser. Aber hier sind sie offen als dumm, fehl und frech erkennbar und nicht Jura oder BWL Studenten mit Sado- Maso Neigungen.
Drittens bin ich nach wie vor an Berlin gebunden, es ist ein Feld das noch nicht zu Ende beackert ist. Es ist wie die Küchentür zuzumachen und zu Wissen, das Chaos des bösen Wolfs ist dort weggesperrt, bis man am nächsten Tag doch wieder nach einem sauberen Teller suchen wird.
Viertens hat es mir die Fanfare im Regionalexpress angetan.
In welcher Stadt im Brandenburgischen ich sitze, sei hier noch nicht verraten, irgendwie muss ich ja die Spannung aufrecht erhalten.
Jetzt werde ich mir einen Salbeitee aus dem duftenden Kraut aus unserem Garten machen (ich bin etwas heiser nach all dem Pathos) und Sterne zählen, denn dieses Bundesland ist zu dünn besiedelt um den Nachthimmel unsichtbar zu machen.
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