Mit Sequels ist das so eine Sache: sie sollten das Original in jeder Hinsicht überflügeln. Witziger, länger, besser. Soviel sei schon einmal verraten: Länger ist Fluch der Karibik 2 auf jeden Fall. Überdies ist der Plot deutlich hanebüchener.
Handlung
Während seiner Hochzeit mit Keira Knightley wird Orlando Bloom von der East India Trading Company verhaftet und nur unter der Bedingung auf freien Fuß gesetzt, dass er das Herz des berühmten Oktopusmannes besorgt. Der Oktopusmann – nicht ganz blöd – trägt sein Herz aber nicht ständig mit sich herum, sondern hat es zwecks erhöhter Sicherheit in einer Holzkiste auf einer Insel verbuddelt.
Der selbe Oktopusmann, aber anderer Handlungsstrang. Johnny Depp sieht sich plötzlich mit einer vergessenen Schuld konfrontiert: Er hat sich vor einiger Zeit in klassischer Gebrauchtwagenhändlermanier vom Oktopusmann beim Schiffskauf bescheißen lassen. Als Preis für sein Schiff „Black Pearl“ verpflichtete er sich, 100 Jahre lang in des Oktopus‘ Crew auf dem „fliegenden Holländer“ zu arbeiten.
Captain Jack Sparrow – kein Freund der körperlichen Arbeit – ist daher nicht erbaut, als er an seine Abmachung erinnert wird. Umso verzückter ist er natürlich, als er erfährt, dass Orlando Bloom sowieso zum Oktopusmann will. Sparrow tut nun so, als habe er Blooms Besuch eingefädelt, um damit seine Schuld abzubezahlen (schließlich sei es ja egal, wessen Seele abhanden kommt). Klappt nicht so ganz, so ganz, der Oktopode ist erst mit 99 weiteren Alkoholikerseelen zufrieden. Sparrow lässt Bloom als Pfand da und fährt Trinker suchen.
An Bord trifft Bloom dann auch seinen totgeglaubten Vater. Wir erinnern uns: dieser wurde in Teil 1 von den Piraten mit einer Eisenkugel am Bein ins Meer geworfen. Da er aber zu diesem Zeitpunkt bereits untot war, machte ihm das nicht viel aus. Und wo er schonmal unter Wasser ist, kann er ja auch mal beim Oktopusmann klingeln, ob der nicht einen Job für ihn hat.
Um nicht alles im Voraus zu verraten: es geht mit der gleichen Logik immer so weiter, bis man sich als Zuschauer irgendwann so fühlt wie Captain Jack Sparrow, der sich dann am Ende auch lieber vom Riesenkraken verspeisen lässt als im dritten Teil noch mitzuspielen.
Wo wir schon gerade bei Riesenkraken sind: Die East India Trading Company ist übrigens hinter dem Herz des Oktopusmannes her, da sich damit ein noch größerer Oktopus fernsteuern lässt. Heute gehört uns der Oktopus und morgen die ganze Welt. Klare Sache.
Fazit
Wer schon immer 150 Minuten in einem bunten Karussell aus bescheuerten Ideen verbringen wollte, kann sich gerne diesen Film angucken. Aber auch diesen Menschen schadet es nicht, erst etwas später ins Kino zu gehen. Die ersten 40 Minuten tragen zur eingentlichen Handlung nichts bei und sind wohl nur als rasanter Zeitfüller gedacht.
Auch Fans des späten Legolas kommen hier voll auf ihre Kosten: Bloom slidet zwar nicht auf Schildern Treppen hinunter, vollführt aber z.B. Schwertkämpfe auf sich drehenden Mühlrädern. Und die Textabfälle aus Herr der Ringe sind in diesem Script gut aufgehoben.
Obwohl es bei der Inhaltsangabe nicht so klingt: Der Film hat leider keinen Funken Humor, so dass er wirklich nur hartgesottenen Naturen anzuraten ist. Also wie bei Matrix: den ersten Teil im Herzen halten und den Rest besser links liegen lassen.
P.S.
Wenn wir mit diesem Artikel bei Google unter dem Suchbegriff „Oktopusmann“ nicht unter die ersten 20 Suchergebnisse kommen, weiss ich auch nicht mehr weiter. Nachtrag 05.08.2006: Wir haben es geschafft!