Diablo3 – die Folgen

  • youporn schaltet Server ab
  • die ersten „Früher waren mehr Katzenbilder“-Blogs tauchen auf
  • „#error37“ ist trending topic auf Twitter
  • Tiefkühlpizza ist in weiten Teilen des Landes ausverkauft
  • im Heise-Forum wird neuerdings ernsthaft diskutiert
  • beide Teilnehmer des großen Anonymous-DDoS-Angriffs wurden noch am selben Abend festgenommen
  • it exists, but there is no porn of it
  • das Wirtschaftsministerium lässt eine Studie zum Energieverbrauch von Grafikkarten erstellen
  • Titelstory bei SPON: Der tiefe Fall von Facebook und Co. – ist das Web 2.0 am Ende?
  • seit mehreren Stunden schon wurde in den youtube-Kommentarspalten niemand mehr beleidigt
  • die Piratenpartei wird vom technikskeptischen Flügel der Partei Bibeltreuer Christen unterwandert
  • 4chans /b/ zeigt seit Tagen die gleichen Threads
  • die Vorlesung „Formale Grundlagen der Informatik II“ fällt bis auf weiteres aus

Wie finde ich heraus, ob der Bundestrojaner auf meinem Rechner installiert ist?

Die Diskussion über die staatliche Computerüberwachung lässt neuerdings viele Bundesbürger skeptisch werden: Lesen die Exekutivorgane auch bei mir mit? Interessiert sich wenigstens der Staat für den Quatsch, den ich am Telefon erzähle? Und: Wie finde ich überhaupt heraus, ob der Bundestrojaner auf meinem Computer installiert ist? Der Kinderfresser zählt Ihnen die eindeutige Hinweise auf:

  • Sie sind der einzige in Ihrem Bekanntenkreis, der bei der Facebook-Anmeldung Fingerabdrücke und Speichelprobe abgeben musste.
  • In ihrem „Möchten Sie wirklich speichern?“-Dialog gibt es nur die Knöpfe „Ja“, „Weiter“ und „Natürlich“.
  • Ihre einzigen Follower bei Twitter sind die Kriminalämter.
  • Neuerdings müssen Sie nicht nur den Papierstau in Ihrem eigenen Drucker beheben, sondern auch in dem, der in der Zwischendecke versteckt ist.
  • Kriminaloberkommissar_Schneider just ousted you as the mayor of zuhause on foursquare!
  • Neben Hausmüll- und Altpapierabholung gibt es in Ihrem Haus auch einen Termin für die Datenabholung.
  • Jemand kauft Ihnen Musik auf ITunes weil „das andere Gedudel nicht mehr zu ertragen ist“.
  • Ihr „Skype-Testing-Service“ besteht aus einem uniformierten Beamten, der seit drei Stunden Kabel quer durch Ihr Wohnzimmer verlegt.
  • Auf Facebook kündigen Sie einen zweiwöchigen Urlaub an. Der „SOKO Lauschangriff“ gefällt das.
  • Von Ihrem Kontoauszug erfahren Sie, dass Sie offensichtlich Hauptsponsor für das Sommerfest des Polizeisportvereins sind.
  • Sie bekommen Weihnachtspostkarten von der Firma DigiTask.
  • In der Verkehrskontrolle gratuliert man Ihnen zur Quantität und Qualität Ihrer Pornosammlung.
  • Sie bekommen eine E-Mail mit dem Betreff „auf der Kommode im Flur!!!“ wenn Sie Ihre Brille suchen.
  • Sie nutzen ein Betriebssystem von Microsoft, halten nichts von Virenscannern und Ihr Passwort lautet überall schon seit Jahren „passwort“, weil man sich das so leicht merken kann.
  • Sie haben nichts zu verbergen.
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Der Papst im Bundestag

Yoda, Darth Vader, der Imperator, Mann im Kleid, komische Mütze, komische Schuhe, komisches Auto … flach, flacher, Papstwitze. Die Journalisten, Kabarettisten und Cartoonisten sind dieser Tage wirklich nicht zu beneiden. Deshalb nehmen wir einen Teil dieser Bürde auf unsere Schultern und hauen den abgedroschensten Kalauer raus, der sich zwischen der gemeinnützigen Computerwerkstatt Brunsbüttel und der Stichwortsuche auf ebay finden lässt: Der Papst im Bundestag.

Haha, Hahaha. Papst, kennste? Kennste? Papst! … Ja, wir schämen uns, aber irgend jemand musste den bringen – und besser wir als ihr, oder?

Echt aus … der Region!

Da schaut man mal elf Jahre nicht aus dem Fenster und dann das: Schwupps, weg isser, der Italien-Laden. Hat einfach dicht gemacht. Praktisch von heute auf morgen. Und es kommt sogar noch schlimmer. Wie ich aus halbwegs verlässlichen Quellen inzwischen erfahren musste, hat der Australien-Laden wohl im gleichen Jahr seine Pforten geschlossen, in dem auch der letzte Yahoo-Nutzer auf der Datenautobahn überfahren wurde. Tja.

Ich muss gestehen, dass ich mir eine gewisse Mitschuld gebe. Und das zu Recht, war doch mein Bedarf an teurem Schinken und bröckeligem Hartkäse nie sehr hoch. Auch das Didgeridoo hat es bis heute nicht geschafft, als Instrument in mein Hausmusikensemble aufgenommen zu werden. So, und jetzt hab‘ ich den Salat – sogar im wahrsten Sinne des Wortes, denn an der Scheibe des ehemaligen italienischen Feinkostkramers wird nun für „Das Beste aus der Region“ geworben. Die Lebensart der Mittelmeeranrainer wurde hier plump durch Grünkohl und Runkelrüben ersetzt, die fragilen Bistrotischchen von grobschlächtigen Hofladenmöbeln verdrängt. Und nebenan? Dort werden nun Erzeugnisse aus Talg und Lauge feilgeboten, schmierige Kernseifen, die ihre zweifelhafte Herkunft heute hinter Modenamen zu verstecken suchen.

Was für ein Tor war ich, den feinen Spezereien aus den fernen Paradiesen so wenig Beachtung geschenkt zu haben. Statt internationalem Flair pfeift nun ein harscher Befehlston durch die Gassen: „Auf heimischer Scholle sollst Du mit bloßen Händen nach Erdäpfeln scharren! Danach Hände waschen, ab ins Bett!“

Schlagartig wird mir auch klar, warum unsere Bundeskanzlerin „Multikulti“ für gescheitert hält, wenn sich jetzt sogar schon die Italiener weigern, unsere Innenstädte mit rot-weißen Tischdecken und korbumflochtenen, bauchigen Rotweinflaschen zu schmücken. Wo soll das bloß hinführen, wenn der Trend dahin geht, dass es bald nur noch Produkte aus Fröschen zu kaufen gibt? Ein eintönig-autarkes Angebot aus Sauerkraut, Schrott, Zeitgeist, Weltschmerz und Blitzkrieg?

Dass es so weit nicht kommen darf, wird selbst der nudelverachtendste Leser leicht einsehen. Also, liebe Kakaoschlürfer und Zuckerrohrschmatzer, lasst Euch Eure Kolonialwaren und Südfrüchte nicht nehmen!

geläutert und einsichtig: Die Lokalredaktion (also ich)

Stille Helden: Die Rumsteher

Schlenderer, Abstopper, Bremser, Lungerer –  die Gesellschaft hat inzwischen viele teils abschätzige Bezeichnungen für jene Menschen, die vermeintlich unüberlegt ausharren, wo wir nur „möglichst schnell vorbei“ wollen. Für viele sind sie ein Ärgernis, eine Randerscheinung im hektischen Alltag des öffentlichen Raumes: Die Rumsteher.

Kaum einer macht sich darüber Gedanken, welche Hingabe, welch eiserner Wille und welch präzise Vorbereitung und Ausdauer es erfordert, die höchsten Ligen des Rumstehens zu erreichen. Und doch opfern täglich tausende ihre Zeit, das Fähnchen des Rumstehens hoch zu halten, der Gesellschaft ehrenamtlich und selbstlos einen Dienst zu erweisen, ohne den ein zivilisiertes Zusammenleben fast undenkbar erscheint.

Dem Kinderfresser ist es gelungen, ein exklusives Interview mit einem dieser stillen Helden des Alltags zu führen:

KF: Herr M., sie bezeichnen sich selbst als Rumsteher. Was brachte Sie zu diesem schönen Hobby?
M: Nein, das Rumstehen ist kein Hobby, es ist vielmehr Berufung, eine Lebensanschauung. Wissen Sie, ich fühle mich einfach dazu berufen. Es gibt so viel Leid auf der Welt, da dürfen wir nicht einfach länger zuschauen, da müssen wir etwas machen, es hegen und pflegen wie ein Pflänzchen, es mehren wo auch immer möglich.
KF: Eine noble Idee! Aber wie setzen Sie diese im täglichen Leben um?
M: Nun ja, ich habe festgestellt, daß sich viele Menschen auf überfüllten Plätzen und in überheizten und mit schlechter Musik beschallten Warenhäusern unwohl fühlen. Manche haben es auch einfach eilig und wollen so schnell es eben geht einfach von A nach B.
KF: Und da greifen Sie dann ein?
M: Na ja, „eingreifen“ ist ein starkes Wort. Ich leiste eher passiven Widerstand.
KF: Indem Sie einfach so rumstehen?
M: Nein, das geht nicht „einfach so“, das verlangt schon nach präziser Vorbereitung. Ich habe z.B. festgestellt, dass sich nicht alle Rumstehorte gleich gut eignen. Und genau das unterscheidet den zufälligen Rumsteher vom, na ich möchte schon fast sagen „Profi“.
KF: Wo steht der professionelle Rumsteher denn so rum?
M: An Rolltreppen.
KF: Rolltreppen?
M: Ja, ich stehe besonders gerne – und auch sehr erfolgreich – am Ende irgendwelcher Rolltreppen rum. Also man fährt mit der Rolltreppe hoch und bleibt dann einfach stehen. Natürlich geht das nicht einfach so, man muß dabei schon blöd in die Luft und um sich herumgucken, als würde man nicht wissen, ob man im richtigen Stock ist – oder besser so, als hätte man vollständig vergessen, was man hier wollte und wer man überhaupt ist.
KF: Das reine Rumstehen genügt also nicht.
M: Ja, da ist viel Wahres dran. Eine richtige Mimik und Gestik sind unverzichtbar für ordentliches Rumstehen. Mitunter ist jahrelanges Training erforderlich, um beim Rumstehen möglichst unansprechbar und abwesend zu wirken. In engen Fußgängerpassagen oder auf Fahrradwegen, besonders gerne, wenn zusätzlich eine
Baustelle den Weg versperrt, stehe ich oft stundenlang mit dem Handy rum und tue so, als würde ich telefonieren.
KF: Hilfsmittel sind also erlaubt?
M: Aber natürlich! Nur, gewinnbringend eingesetzt müssen sie natürlich werden: Meinen Einkaufswagen entlade ich beispielsweise ausschließlich quer hinter den anderen Einkaufswagen, dort, wo sie angekettet werden. Oder man schiebt den Wagen in den Eingangsbereich. Am besten in Läden, bei denen die Räder des Einkaufswagens sofort blockieren, wenn man versucht mit ihm das Geschäft zu verlassen. Dann kann man meist so lange rumstehen, bis jemand vom Personal kommt.
KF: Oh, da verraten Sie uns aber schon die Pro-Tipps des Rumstehens, oder?
M: Ja, oder, oder zum Beispiel Regenschirme: In Ein- und Ausgängen kann man rumstehen und diese nützlichen Dinger umständlich und lange auf- und zuklappen, die vermeintlichen Regentropfen abschütteln, der Phantasie sind da kaum Grenzen gesetzt.
KF: Man merkt Ihnen Ihre Begeisterung für das Rumstehen richtig an.
M: Ich glaube, wir Rumsteher leisten da auch einen wichtigen Beitrag für die Gesellschaft. Sie müssen wissen, ich bin bei weitem nicht der einzige Rumsteher.
KF: Sie sind aber eher ein Solorumsteher, oder …?
M: Nein, ganz und gar nicht. In der Gruppe macht das Rumstehen doch erst richtig Spaß. Manchmal verabreden wir Rumsteher uns und stehen so geschickt rum, dass wir ganze Büroflure, ach, was sage ich, ganze Fußgängerzonen zustellen.
KF: Eines würde unsere Leser bestimmt noch besonders interessieren: Wo und wie stehen Sie ganz persönlich denn am liebsten rum?
M: Besonders reizvoll sind für mich Engstellen, an denen ein oder mehrere Passanten warten, bis ich diese passiert habe. Ich vermittle dann noch kurz den Eindruck, als würde ich mich beeilen, fange dann aber urplötzlich und wie aus dem Nichts an, einfach rumzustehen. Spontan-Rumstehen quasi. Dabei dann noch jeglichen Augenkontakt oder hektisch-aufgeregte Bewegungen zu vermeiden, das ist für mich die Königsdisziplin des Rumstehens.
KF: Und wenn Sie jemand bittet, aus dem Weg zu gehen?
M: Dann gucke ich zuerst möglichst blöd. Aber wenn es gar nicht anders geht, stelle ich mich halt jemand anderm in den Weg.
KF: Wir danken Ihnen für das Interview. Und natürlich für Ihr unermüdliches Rumstehen. Danke!